Lisa Hirmer

Rezension zu „Zwei Nächte und drei Leben lang“ von Elja Janus

„Doch am meisten lieben wir – in jeder Träne, in jeder Berührung und jedem noch so traurigen, noch so schönen Gedanken lieben wir.“

Es war diese eine große Liebe. Jess und Cem schienen füreinander bestimmt – bis eine Tragödie sie in Scherben zerbrach. Scherben, die nicht mehr ineinanderpassten.
Ein Jahr später schlägt das Schicksal erneut zu. Als Cem kurz darauf aus dem Koma erwacht, fehlt ihm nicht nur die Erinnerung an die vergangenen Monate. Er versteht auch nicht, warum Jess und er kein Paar mehr sind.
Jess hingegen erinnert sich an alles. Sie weiß, dass damals mehr als ihre Beziehung gestorben ist. Und genau deshalb muss sie nicht nur die Vergangenheit, sondern auch Cem hinter sich lassen. Doch was ist, wenn entgegen ihrem Willen ihr Herz mit der Zeit immer häufiger etwas anderes flüstert?

Ein unglaublich tolles Buch! Der Schreibstil ist so voller Liebe, Empathie und Philosophie. So wortgewaltig, dass ich häufiger eine kurze Pause machen musste um Durchzuatmen, um das Gelesene sacken zu lassen und wirklich zu verarbeiten. Es ist keine seichte Unterhaltung für Nebenbei, man muss sich auf die Protagonisten und deren Geschichte komplett einlassen, vor allem emotional.
Wer anspruchsvolle und schwierige Themen mag ist bei diesem Buch richtig. So werden unter anderem die Themen Rassismus, Verlust, Trauer und Freundschaft verarbeitet und daraus eine unheimlich emotionale Geschichte geschrieben.
Der Schreibstil konzentriert sich im Besonderen auf die Gefühlswelt der Figuren, wodurch man sie schnell ins Herz schließt. Ich habe sehr mit den beiden mitgefühlt, mitgelitten, mitgehofft.
Emre als Freund der beiden ist ein starker Charakter, so ein Freund wie ihn jeder sich wünscht. Er steht ihnen immer bei Seite und unterstützt sie, sagt ihnen aber auch die Meinung.
Manchmal möchte man die Figuren schütteln und sagen sie sollen endlich auf ihr Herz hören statt auf den Kopf, aber wie man selbst weiß, ist es oft nicht so einfach.
Besonders mit Cem konnte man sehr gut mitfühlen. Ein so starker Charakter, dem so oft die Hände gebunden sind und der einfach nicht versteht wieso Jess sich so verhält wie sie es tut. Der im Lauf der Geschichte erst sich selbst, dann Jess und ihre gemeinsame Zukunft wieder finden muss.

„Wenn das Leben uns eine zweite Chance hinhält: Wer entscheiden wir uns, dieses Mal zu sein?“

Durch die Konzentration auf das Gefühlsleben tritt die Handlung manchmal etwas in den Hintergrund. Sie verläuft sehr langsam, was jedoch dem Lesegenuss keinen Abbruch tut. Eine Entwicklung geschieht nun mal nicht von heute auf morgen.
Ich glaube, dass das Buch noch besser ist, wenn man es ein zweites Mal liest. Mit dem Wissen vom Schluss sieht man manche Dinge, manches Verhalten, mit anderen Augen.

Mich hat das Buch absolut gefesselt. Vielleicht erhält es sogar einen Platz auf meiner Lieblingsbücher-Liste.

Absolute Leseempfehlung!

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