Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.
„Vielleicht kannst du ja den Teufelskreis durchbrechen“ – „Welchen Teufelskreis?“ – „Über das Wesentliche zu schweigen.“
Nach der Lektüre fehlen mir fast die Worte. Das Buch besitzt eine unglaubliche Tiefe, die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet, die Geschichte ist stimmig und emotional. Die Kapitel waren zwar relativ lang, doch dadurch hatte man einen guten Einblick in das Gefühlsleben der Protagonisten, eingebunden in einen tollen Kontext. Die Zusammenhänge und die Themen des Buches sind gut recherchiert und eingearbeitet, sei es Gretas beginnende Demenz oder die Begebenheiten des zweiten Weltkrieges und der Zeit danach. Auch aktuelle Themen waren super integriert, von der Flüchtlingskrise 2015 über die Black Lives Matter Bewegung. Es wurde trotzdem nie zu viel.
Tom, zu Beginn ehr unsympathisch, mausert sich mit Fortschreiten des Buches und wird immer nachvollziehbarer und menschlicher. Mit Greta hab ich sehr mitgefiebert, an vielen Stellen mit ihr (und manchmal auch mit Tom) geweint. Die Geschichte hat mich sehr berührt und aufgewühlt. Es ist schlimm zu wissen, dass dieses Buch zwar erfunden ist, aber es sehr viele ähnliche Schicksale gab. Es ist grauenhaft, wozu der Mensch fähig ist und was er bereit ist anderen anzutun.
Für mich eines der besten Bücher die ich seit langem gelesen habe!
„Vielleicht ist Liebe gar nicht im Gehirn, sondern in der Seele gespeichert. Dann kann sie auch nicht durch Alzheimer zerstört werden.“