Lisa Hirmer

Rezension zu „Heimatsterben“ von Sarah Höflich

Tilde Ahrens hat den Zweiten Weltkrieg knapp überlebt. Ein Dreivierteljahrhundert später liegt die mehrfache Mutter, Oma und Uroma im Sterben und bittet kurz vor ihrem Tod ihre Lieblingsenkelin Hanna, die Familie zusammenzuhalten. Keine einfache Aufgabe, denn Hannas Schwester Trixie ist mit Felix Graf von Altdorff verheiratet: Kanzlerkandidat der nationalistischen Partei BürgerUnion, die überraschend die Wahl gewinnt. Hanna lässt sich von ihm überreden, ihn bei seiner politischen Arbeit zu unterstützen, und gerät alsbald in einen immer größer werdenden Loyalitätskonflikt, der die gesamte Familie Ahrens zu spalten droht. Denn die radikalen Kräfte in Felix‘ Partei und Kabinett treiben Deutschland an den Rand einer Katastrophe.

Der Grundgedanke des Buches ist sehr interessant. Was bringt Menschen dazu, sich zu radikalisieren und wie loyal muss man gegenüber seiner Familie sein?
Da Tilde schon ziemlich früh im Buch stirbt, erhält man Infos über sie nur in der Retrospektive. Dabei fiel es mir jedoch schwer, Hanna nachzuvollziehen. Was man über Tilde erfährt, macht sie für mich sehr unsympathisch, doch Hanna liebt sie und verehrt sie schon beinahe, weshalb sie ja auch die Aufgabe annimmt, sich um die Familie zu kümmern. So konnte ich nur schwer eine Beziehung zu Hanna aufbauen. Auch im weiteren Verlauf des Buches blieb Hanna für mich schwer nachzuvollziehen. Ihre Gefühlswelt blieb blass und ihre Entscheidungen waren oft irrational und unlogisch.

Generell gab es kaum Sympathieträger im Buch. Einzig Joost und Aman hatten das Potenzial dafür, doch als Nebencharaktere boten sie wenig Gelegenheit dazu.
Die Gefühlswelt und die Entscheidungen waren tatsächlich bei „Kruse“ am verständlichsten. Hier spielten zwar viele Klischees mit, doch leider ist es nun mal so, dass Radikalisierung oft bei denen fruchtet, die „nichts mehr haben“.

Die Intrigen die zwischen Felix und Anselm gesponnen wurden, waren realistisch.
Der Höhepunkt des Buches und das Ende fand ich leider nicht sonderlich spannend.
Im Allgemeinen war die Geschichte ab der Kanzlerschaft recht langatmig geschrieben. Weder gab es dabei intensive Einblicke in die Kanzlerschaft und was sie für Anstrengungen mit sich bringt, noch in die Gefühle der Charaktere.

Das Buch blieb leider weit hinter meinen Erwartungen zurück.

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